Die letzten vier Aufeinandertreffen gegen den VfL Pfullingen hatte die TGS Pforzheim für sich entschieden. Doch am Samstagabend hatte es nicht den Anschein, dass die Punkte wieder an den Pforzheimer Handball-Drittligisten gehen. Denn als Andrej Klimovets in der zehnten Minute das grüne T für eine Auszeit auf den Kampfrichtertisch legte, lag seine Mannschaft mit 2:7 im Hintertreffen.
Und fünf Minuten später lagen die Nordstädter beim 5:10 immer noch mit fünf Toren Abstand zurück. Gegen die rustikale Abwehr der Schwaben machte der Pforzheimer Rückraum zunächst überhaupt keinen Stich. Im Gegensatz zu den Gästen, die mit ihren kompromisslosen Rückraumschützen Daniel Schiedermann und David Wittlinger sowie dem Modellathleten Nico Hiller am Kreis die Schwächen des TGS-Innenblocks schonungslos aufdeckten.

Keeper Sebastian Ullrichs einzige Ballberührungen bestanden anfangs im Herausfischen des Balles aus dem Netz, sodass er das Gehäuse nach 15 Minuten an Jonathan Binder übergab. Dies war dann auch der Zeitpunkt, ab dem die TGSler Moral und mentale Kraft demonstrierten und bis zum 14:15-Pausenstand Treffer um Treffer aufholten. Für die Wende verantwortlich zeichneten in erster Linie der sofort auf Betriebstemperatur befindliche „Hexer“ Binder sowie Marco Kikillus, der sich als Mann ohne Nerven präsentierte: Mit zwei Treffern von der Außenposition, vor allem aber in den Siebenmeterduellen mit Pfullingens Königstransfer Magnus Becker, der vom TV Neuhausen eine jahrelange Zweit-Bundesliga-Erfahrung mitbringt.
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel dann der Ausgleich. Bis Maximilian Mitzel die Gastgeber mit seinem einzigen Treffer mit 21:20 Toren erstmals im Spiel in Führung brachte, war Pfullingen aber fünfmal wieder weggezogen. Damit kam der Samstagskrimi, der beim 25:25 in Minute 55 wieder völlig auf der Kippe stand, aber erst richtig in die Gänsehaut-Phase. Es waren letztendlich, wie es Pfullingens Trainer Till Fernow ausdrückte, „Kleinigkeiten“, die das Spiel entschieden. Gemeint war damit zum einen die Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit eines Florian Taafel, der die Roten mit zwei Gewaltwürfen wieder nach vorne schoss, während Pfullingens bester Werfer Daniel Schiedermann frei stehend am Kreis das Leder neben Binders Gehäuse setzte.
„Mit 4:2 Punkten lässt sich am Samstag natürlich viel unbeschwerter in der ungeliebten Backnanger Karl-Euerle-Halle auflaufen“, zog TGS-Boss Wolfgang Taafel nach dem Abpfiff ein erleichtertes Fazit. „Nachdem Oppenweiler/Backnang am Freitag aus Nußloch einen überraschenden Punkt entführte, wird uns dort eine besonders aufgeheizte Stimmung erwarten. Ich bin auch stolz, dass sich unsere Mannschaft nach dem erneut verpatzten Start nicht aufgab und sich zurück ins Spiel kämpfte. Freilich gilt es gründlich zu analysieren und aufzuarbeiten, warum wir, wie schon gegen Kornwestheim, zunächst überhaupt nicht ins Spiel gekommen sind.“