Mit einem 29:25-Sieg im Spitzenspiel über die SG Nußloch kämpfte sich die TGS Pforzheim auf Rang zwei der 3. Handball-Bundesliga vor und wird – nachdem Konkurrenten wie Horkheim und Balingen/Weilstetten am Wochenende Federn ließen – nunmehr als Hauptanwärter für den Sprung in Liga zwei gehandelt.

„Als wir in Minute 45 mit vier Toren (Spielstand 16:20) ins Hintertreffen geraten waren, befürchtete ich, dass wir eine deftige Abreibung bekommen“, bekannte ein vom Krimi noch sichtlich gezeichneter TGS-Boss Wolfgang Taafel nach dem Hammerspiel. Dann boten seine „Roten“ aber ein Schlussviertel, das wohl als Sternstunde in die Annalen des Pforzheimer Handballs eingehen wird.
„Wir wollten den Sieg einfach mehr als Nußloch“, verriet Flügelflitzer Marco Kikillus, der mit fünf seiner acht Treffer maßgeblich an der Wende beteiligt war, das Sieggeheimnis, das eine ganze Reihe Väter hatte.
Da war einmal Keeper Daniel Sdunek, der nach dem Ausfall von „Hexer“ Jonathan Binder vom Anpfiff weg wie eine Eiche stand, vor allem aber in der Phase der Wende den gegnerischen Paradesturm zum Verzweifeln brachte. Da waren „Effe“ Prasolov und „Pipo“ Soteras Merz, die gerade in den heißen Schlussminuten Flagge zeigten und dorthin gingen, wo es weh tut. Und da war ein Nils Boschen, der nicht nur als Chef der Abwehr den Dauerclinch mit Nußlochs Kraftpaketen am Kreis, Müller und Ganshorn, für sich entschied, sondern auch im Angriff mit ganz wichtigen Toren seine bisher beste Vorstellung im Pforzheimer Dress ablieferte.
Die Höhe des Einsatzes war bereits in recht nervösen Anfangsminuten erkennbar. Ehe Nuß-lochs Schmitt in Minute sieben der erste Treffer der Partie gelang, hatte man hüben wie drüben bereits beste Chancen liegen lassen. Obwohl mit dem muskelverletzten Florian Taafel der „Spiritus Rector“ fehlte, waren es die Pforzheimer, die zunächst die spielerischen Akzente setzten. Auch mit der Nachsicht des aus Düsseldorf und Krefeld angereisten Schiri-Duos, das in dieser Phase alles unternahm, nicht in den Verdacht zu geraten, Heimschiedsrichter zu sein, legte Nußloch dann erstmals vor, ehe der vor allem in Abschnitt Nummer eins ungemein dynamische Filip Prsa mit dem Pausenpfiff den 10:10-Halbzeitstand besorgte.
Mit Treffern von Boschen und Prasolov hatte die TGS nach dem Wechsel den besseren Start, ehe sich der körperlich überlegene Topfavorit von der Bergstraße abzusetzen schien. Mit den Toren zum 18:20 brachten Soteras Merz und Kikillus wieder Stimmung in die Halle und als Martin Kienzle, trotz gestauchtem Daumen die Nordstädter in Minute 53 mit 23:22 Toren erstmals wieder nach vorne schoss, steppte im Hexenkessel der Fritz-Erler-Halle endgültig der Bär. Nachdem Nußlochs Torjäger Freudl per Siebenmeter die Partie noch einmal pari gestellt hatte, ließen sich die Pforzheimer auch von einer Zeitstrafe gegen Michal Wysokinski nicht mehr stoppen. Evgeni Prasolov und Marco Kikillus brachten die Wartberger sogar in Unterzahl weg und als Martin Kienzle drei Minuten vor dem Abpfiff das 27:24 folgen ließ, saß auf tobenden Rängen schon lange keiner mehr auf den Bänken.
„So spielt man, wenn man ein Team ist, heute haben sich alle zusammengerissen“, meinte TGS-Abwehrchef Nils Boschen. „Da stirbst du 10 000 Tode“, umschrieb TGS-Mannschaftsbetreuer Timo Hufnagel seine Gefühlslage.