top of page

Florian Taafel: „Verrückte Dinge können passieren“



Auf Kapitän Florian Taafel kommt mit der TGS Pforzheim am Samstag (19 Uhr) eine besondere Aufgabe zu. Der 31-Jährige empfängt mit Handball-Drittligist TGS Pforzheim den Erstligisten TV Hüttenberg zum Erstrundenspiel im DHB-Pokal. Bei einem Erfolg würde sein Team am Sonntag (16 Uhr) an gleicher Stelle gegen den Sieger der Partie Bergischer HC gegen SG Leutershausen antreten. Eine Woche vor dem Spiel gab es für Taafel eine schmerzhafte Schrecksekunde im Training. Er brach sich die Nase. Mit schwarzem Bluterguss unter dem Auge kam er in dieser Woche zum Interview mit Kurier-Redakteur René Ronge.

Wie hart sind Sie im Nehmen?

Taafel: Am Samstag bin ich auf jeden Fall dabei, wenn im Training nichts Verrücktes passiert. Jeder, der in Pforzheim die letzten Jahre im Handball verfolgt hat, weiß, dass schon relativ viel passieren muss, bevor ich mal nicht mitspiele. Das werde ich so beibehalten.

Und wie gut sind Sie im Austeilen?

Taafel: Mindestens genauso gut.

Der TV Hüttenberg kann sich also auf was gefasst machen…

Taafel: Wir werden auf jeden Fall versuchen, einen harten Kampf zu liefern. Für uns ist das nochmal ein guter Test vor dem ersten Ligaspiel. Uns ist aber durchaus bewusst, dass ein Erstligist richtig Qualität mitbringt. Hüttenberg hat in der Vorbereitung sehr gute Ergebnisse erzielt. Das habe ich verfolgt. Sie spielen eine extrem aggressive und körperbetont-offensive Abwehr. Wir müssen dagegenhalten, sonst kriegen wir riesig Probleme und werden überrannt. Aber wir werden auch nicht überhart agieren.


Sie nannten das DHB-Pokalspiel eben einen Test für die Liga. Wir dachten immer, das sei ein Highlight für Sie.

Taafel: Na klar, das ist es auf jeden Fall. Für uns ist ein zusätzliches Highlight, dass wir in Pforzheim spielen vor eigenem Publikum. Und ein Bundesligist als Gegner ist ein Riesen-Highlight. Wir haben dieses Jahr viele junge Spieler, für die ist es nochmal ein ganz besonderes Highlight. Auch für die Erfahrenen ist es etwas ganz Besonderes.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass Sie auch am Sonntag in der Bertha-Benz-Halle spielen?

Taafel (zögert): 85:15 für Hüttenberg. Im Handball ist es extrem schwer, so eine Überraschung zu schaffen, vor allem, wenn zwei Klassen zwischen den Teams liegen. Ok, man kann sagen, Hüttenberg kämpft in der Ersten Liga gegen den Abstieg und wir gehören zu den Guten der Dritten Liga. Dann sind es aber immer noch eineinhalb Klassen. Es ist einfach nicht möglich wie im Fußball, dass man irgendwie das 1:0 schießt und dann verteidigt wie verrückt. Aber vor eigenem Publikum, vielleicht mit einer überragenden Torhüterleistung, da können manchmal verrückte Dinge passieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir zumindest einen guten Kampf liefern.

Apropos Fußball. Wie war das bei Ihnen in der Kindheit und Jugend? Haben Sie wie so viele Fußball und eine zweite Sportart parallel gemacht?

Taafel: Richtig, ich habe wie fast jeder gekickt. Ich hatte auch Tennisstunden. Und habe Basketball in der badischen Auswahl gespielt. Fußball habe ich beim VfR gespielt. Auch ganz gut und ambitioniert in der F- und E-Jugend. Dann kam irgendwann mein Vater zu mir und sagte: „Du kannst gerne weiter Fußball spielen, ich fahre dich gerne hin und hole dich ab. Aber ich komme nicht mehr mit auf den Sportplatz.“ Er wollte nicht da draußen stehen und sich anhören, was da abgeht und reingerufen wird. Da meine ganze Familie immer schon Handball gespielt hat, war ich immer schon in der Halle. Irgendwann hat mich der TGS-Jugendtrainer gefragt, ob ich nicht anfangen will. Das war relativ spät, mit 13. Die Entscheidung für Handball war aber nicht so schlecht, denke ich.

Wenn es Ihrem Vater auf dem Fußballplatz zu viel war: Wie ist das jetzt, da sein Sohn Spitzenspieler in der Dritten Handball-Liga ist? Sie müssen sich doch sicher auch einiges anhören.

Taafel: Ja, das gehört dazu. Wenn man auf einem gewissen Niveau abliefert, ist man ein gejagter Spieler. In jeder Sportart. Aber je höherklassig der Sport ist, desto mehr Niveau ist auch da beim Gegner und bei den Zuschauern. Natürlich geht es auch mal hitzig zu. Aber beleidigend wird es eher nicht. Gerade im Vergleich dazu, was auf dem Rasen los ist. Und wenn mal was kommt, dann motiviert mich das eher. Ich spiele sogar lieber auswärts als daheim. Das eingeschworene Gefühl, wir als Team gegen alle, die ganze Welt ist gegen dich, jeder will dich verlieren sehen, das macht noch mehr Bock als zu Hause zuspielen. Da gibst du fünf Prozent mehr.

Da Sie sagen, weiter oben wird’s niveauvoller. Streben Sie mit Anfang 30 nochmal weiter hoch – persönlich oder mit der TGS?

Taafel: Die TGS zeichnet aus, dass es immer vorwärts ging. Es war nie Rückschritt oder Stillstand da. Das lebe ich persönlich für mich genauso. Ich will mich immer noch weiterentwickeln, dafür trainiere ich auch mal morgens eineinhalb Stunden extra. Das ist mit dem Verein möglich, aber ein Wechsel ist auch nach wie vor denkbar. Vor der Saison hatte ich wieder ein Angebot aus der Zweiten Liga. Aber die Entscheidung ist auf die TGS gefallen, das Paket und die Perspektive stimmen nach wie vor.

Was können Sie Ihrem Körper noch zumuten? Sie haben ja eine lange Verletzungsgeschichte.

Taafel: Mein Kreuzbandriss vor sieben Jahren ist überragend verheilt. Ich habe null Probleme mit dem Knie. Ansonsten hatte ich normale Sachen, eigentlich nie was Schweres. Zweimal den Fuß gebrochen, Finger ausgekugelt, Finger gebrochen, Hand gebrochen, Bänderverletzungen, Schulter ausgekugelt. Letzte Saison hatte ich durchgehend Probleme mit der Schulter. Aber das haben die meisten Spieler, wenn sie lange auf meiner Position spielen. Seit dem Kreuzbandriss habe ich schätzungsweise maximal sechs Spiele verpasst. Ich muss sagen, ich fühle mich so fit wie nie.


bottom of page